
Charta: Deutsch-französischer Wirtschaftsnachwuchs
Bessere Chancen für junge Menschen auf berufliche Erfahrung im Nachbarland
Hintergrund
Die Initiative Deutsch-Französischer Wirtschaftsnachwuchs soll eine Brücke schlagen: Unternehmen suchen deutsch-französische Profile. Junge Menschen suchen berufliche Erfahrungen im jeweils anderen Land. Wieso kommen beide Seiten so oft nicht zusammen, obwohl eine Vielzahl an Programmen existiert?
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Unternehmen: Die deutsche und französische Wirtschaft ist eng verbunden. Um länderübergreifend erfolgreich zu sein, suchen Unternehmen Mitarbeitende die fachlich, sprachlich und kulturell die Besonderheiten des Nachbarlands kennen. „Fertige Profile“ sind jedoch selten und deren Ausbildung ist nicht leicht. Die Personalstrategie der Unternehmen endet aber häufig an der Landesgrenze. Kurzfristig ist es einfacher lokale Märkte mit lokalen Mitarbeitenden zu betreuen – ohne sprachliche Barrieren. Langfristig braucht es aber eine länderübergreifende „Wir“ Mentalität im Unternehmen, um die strategische Zielentfaltung zu unterstützen. Europa und der Binnenmarkt werden enger zusammenwachsen.​
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Junge Talente: Echte deutsch-französische Profile entstehen, wenn bestehende fachliche und sprachliche Kenntnisse aus der Schul- und Studienzeit bereichert werden durch eine lange berufliche Erfahrung im anderen Land. Dann gelingt der wichtige Sprung zur verhandlungssicheren Kommunikation. Junge Talente suchen diese Erfahrung. Diverse Programme und Studiengänge wurden ins Leben gerufen, um dies zu ermöglichen. In der Realität ist es für junge Menschen aber nicht leicht relevante Berufserfahrungen im deutschen oder französischen Ausland zu sammeln. Es bestehen unsichtbare Barrieren. Welche sind das?
Sprachbarrieren
Junge Talente stehen im anderen Land in Konkurrenz zu Bewerbenden und Mitarbeitenden mit Sprachkenntnissen auf Muttersprachniveau. Unternehmen schrecken vor der Einarbeitungszeit zurück. Der kurzfristige „Return on Investment“ für Praktika und Berufseinstieg erscheint bei Muttersprachler höher.
Akzeptanz der Ausbildung
Trotz Bologna-Reform, die Qualität der Hochschulausbildung im anderen Land bleibt für viele Unternehmen schwer zu beurteilen. Inoffiziell stützen sich Unternehmen bevorzugt auf die Erfahrung mit nationalen Hochschulen. Zudem: Praktika während des Bachelorstudiums sind vor allem in Frankreich schwer zu bekommen, da viele Unternehmen nur Masterstudierende akzeptieren. Diese Punkte stehen auch einer breiteren Akzeptanz der deutsch-französischen Studiengänge im Wege.
Chancen im nichtakademischen Umfeld
Das Engagement von Unternehmen konzentriert sich häufig auf die Gewinnung von deutsch-französischen Führungskräften. Echte deutsch-französische Profile entwickeln sich aber vor allem zu Beginn des Berufslebens . Um einen breiten Einfluss auf die Unternehmenskultur und auf die Gesellschaft zu entfalten, möchten wir Unternehmen ermutigen auch handwerkliche und kaufmännische Ausbildungsberuf sowie duale Studiengänge im deutsch-französischen Umfeld stärker zu fördern.
Charta: Deutsch-Französischer Wirtschaftsnachwuchs
Wir, die unterstützenden Unternehmen, erkennen die Bedeutung des deutsch-französischen beruflichen Austauschs für die Förderung von Zusammenarbeit, Innovation und kulturellem Verständnis zwischen unseren beiden Ländern an. Wir erklären uns feierlich bereit, die folgenden Grundsätze und Maßnahmen zur Stärkung der deutsch-französischen Beziehungen durch grenzüberschreitenden beruflichen Austausch zu unterstützen:
1. Förderung des Berufsaustauschs: Wir werden den grenzüberschreitenden beruflichen Austausch aktiv unterstützen und fördern, indem wir geeignete Programme und Initiativen einführen, die es jungen Menschen und unseren Mitarbeitenden ermöglichen, Erfahrungen in Arbeitsumgebungen im Nachbarland zu sammeln.
2. Entsendung von Mitarbeitenden ins Nachbarland: Wir werden Programme entwickeln und umsetzen, die es unseren Mitarbeitenden ermöglichen, zeitweise in Tochtergesellschaften, Netzwerkgesellschaften, Partnerunternehmen oder Niederlassungen im Nachbarland zu arbeiten. Diese Entsendungen sollen dazu beitragen, das Verständnis für die Arbeitsweise, Kultur und Sprache des jeweiligen Landes zu vertiefen.
3. Einstellung von Mitarbeitenden aus dem Nachbarland: Wir werden offene Stellen in unseren Unternehmen aktiv auch für Bewerber aus dem Nachbarland anbieten. Dies betrifft sowohl Praktikumsplätze als auch Ausbildungsplätze und Einstiegsprogramme. Dabei nutzen wir auch die deutsch-französischen Jobplattformen.
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Wir stellen die Chancengleichheit für Bewerber aus beiden Ländern sicher, indem wir aktiv Maßnahmen ergreifen, die unsichtbare Hürden für ausländische Bewerber beseitigen und ein mögliches Home-Bias (Heimatmarktneigung) entgegenwirken:
a. Wir ermöglich wo möglich, die Bewerbung in der Landessprache oder auf Englisch. Wir kennen an, dass wir ausländischen Bewerber die nötige Einarbeitungszeit gewähren müssen, um sich sprachlich, fachlich und kulturell zu integrieren.
b. Wir informieren uns über die Besonderheiten im Hochschulsystem des anderen Landes und über die Qualität der Hochschulen der mehr als 196 deutsch-französischen Studiengänge.
c. Wir öffnen unser Angebot auch für Ausbildungsberufe und Studierende auf Bachelorniveau
4. Integration der Mitarbeitenden: Wir werden sicherstellen, dass Mitarbeitenden aus dem Nachbarland während ihres Aufenthalts angemessen unterstützt und betreut werden. Dies umfasst die Bereitstellung von Orientierungsmaterialien, Sprachkursen, kultureller Sensibilisierung und allen erforderlichen Ressourcen, um eine reibungslose Integration ins Unternehmen und in die lokale Gemeinschaft zu gewährleisten. Wir gewähren den Mitarbeitenden eine ausreichende Zeit zur Integration, um sich auf die sprachlichen, kulturellen und fachlichen Besonderheiten im Nachbarland einzustellen.
5. Schaffung eines interkulturellen Arbeitsumfelds: Wir werden uns bemühen, ein interkulturelles Arbeitsumfeld zu schaffen, das Vielfalt und gegenseitigen Respekt fördert. Dies beinhaltet die Sensibilisierung aller Mitarbeitenden für kulturelle Unterschiede und die Förderung eines offenen Dialogs, der auf Verständnis und Zusammenarbeit basiert. Wir identifizieren Bereiche und Mitarbeitende, die als Brückenpersonen die Integration entsandter Personen erleichtern.
6. Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Organisationen: Wir werden mit anderen Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Regierungsbehörden und Organisationen zusammenarbeiten, um bewährte Verfahren auszutauschen, Ressourcen zu bündeln und gemeinsame Initiativen zur Förderung des deutsch-französischen Berufsaustauschs zu entwickeln.
7. Messung und Bewertung des Erfolgs: Wir werden regelmäßig den Erfolg unserer Programme und Initiativen zur Förderung des deutsch-französischen Berufsaustauschs messen und bewerten. Auf dieser Grundlage werden wir Anpassungen vornehmen und kontinuierlich danach streben, unsere Bemühungen zu verbessern.
8. Verbreitung von Best Practices: Wir werden unsere Erfahrungen und Erkenntnisse im Bereich des deutsch-französischen Berufsaustauschs teilen und Best Practices innerhalb unserer Branchen und über die Unternehmensgrenzen hinweg verbreiten, um andere Unternehmen zu ermutigen, sich ebenfalls zu engagieren.
Durch die Unterstützung dieser Charta erklären wir uns feierlich bereit, aktiv zur Stärkung der deutsch-französischen Beziehungen durch grenzüberschreitenden beruflichen Austausch beizutragen und gemeinsam eine dynamische und kooperative Arbeitsbeziehung zwischen unseren beiden Ländern aufzubauen.
Unterstützer der Charta: Deutsch-französische Wirtschaftsnachwuchs




